Die viele Arbeit im Vorfeld hat sich gelohnt, der Plan ist aufgegangen, wir rollen wieder. Die Einreise für uns (am Flughafen) war denkbar einfach, für's Auto (im Hafen) dagegen denkbar umständlich. Tja, da muß man durch als Lurch. Die Kröte halt schlucken für den guten Zweck. Mittlerweile ist es unsere 4. Einreise in den Iran (Nr. 1&2 kann man sich hier anschauen, Nr.3 hier) und diesmal "nur" die Durchreise von S nach N geplant, mit vergleichsweise kleinem Zeitfenster. Aber wir machen natürlich auch daraus das Beste.
STARTSCHWIERIGKEITEN
So, wie wir das Auto in Sharjah aus der Hand gaben, konnten wir es in Bandar Abbas nun wieder in Empfang nehmen, es wurde pünktlich und wohlbehalten über Nacht geliefert. Es aus dem Hafen rauszubringen, war dann allerdings eine ganz andere Hausnummer und überhaupt gestaltete sich der Start ausgesprochen holprig. Bandar Abbas ist nicht typisch Iran, das wollen wir gleich vorab betonen, unsere Häufung unschöner Begebenheiten hier war vielleicht auch nur zufällig. Angefangen beim Geldwechsel, wo wir für unsere Dollar einen imposanten Stapel Rial bekamen, der in die Millionen ging. So weit auch so erwartbar beim aktuellen Wechselkurs, aber bloß kurz durchgeblättert und den Betrag überschlagen, macht schon stutzig. Wir verlangen die Zählmaschine und siehe da: es fehlt tatsächlich ein Drittel (!) des zuvor vereinbarten Betrages. Weiter zum Mobilfunkshop, wo man erst umständlich herumtut und dann sehr bedauert: auf einen deutschen Pass könne man leider keine SIM registrieren. Aber helfen möchte man uns dennoch, unbedingt, es gäbe da Möglichkeiten, "außer der Reihe", gegen einen gewissen Aufpreis. Aha, daher weht der Wind. Wir verzichten und einige Tage später in Shiraz gibt's die SIM dann ganz regulär ohne Probleme. Naja, und dann der Hafen. Für die "Freilassung" unseres Autos sollen wir zwingend einen "Agenten" einschalten, sonst macht keiner sein Stempelkissen für die nötigen Genehmigungen auf. Solche "Helfer" gab es auch früher schon, nur verlangen die neuerdings Dollar in Höhe eines iranischen Monatslohns für Papierkramarbeit, die locker in weniger als 2h erledigt werden kann. Es stehen auch gleich einige ungefragt auf der Matte. Ignorieren wir und entscheiden uns stattdessen für einen alten Kontakt von vor Jahren, der dann wirklich harte Arbeit zu leisten hat. Denn all diejenigen, die hier im Hafen nun nichts an uns verdienen können, behindern geschlossen und hartnäckig den Prozess. So braucht es insgesamt 8h bis wir das Hafentor endlich im Rückspiegel haben und sind trotzdem über die Maßen gut gelaunt, denn das lang ersehnte Ziel ist ERREICHT! Wir schlafen wieder im eigenen Bett und dem Heimweg auf Achse steht nun nichts mehr im Weg. Jetzt braucht's nur noch Diesel zum vollkommenen Glück. Daß Ausländer tanken, ist im iranischen Süden eher nicht vorgesehen. Wir fahren ein halbes Dutzend Tankstellen an und bekommen bei einer davon vielleicht 30 Liter, manchmal 100, seltenst mehr, war früher auch einfacher. Aber es geht voran und kann ja eigentlich nur noch besser werden. Und wird es auch. Mit einer Ausnahme. Aber dazu später...
ALTE STEINE. FERNE ZEITEN.
Die ersten Tage in Iran sind wir konstant in Bewegung. Damit wechselt die nette Aussicht vorm Fenster zwar täglich, aber Gelegenheiten zum Sightseeing sind rar. Schön, wenn einen der Zufall dennoch an interessante Orte lenkt. Einmal landen wir zum Mittagsstop an einer uralten in den Fels gehauenen Wassermühle. Interessant, vor allem fragt man sich, wo wohl das Wasser einst herkam, so karg und unwirtlich wie die Landschaft hier ist.
Und dann entpuppt sich ein anderes Mal das Etappenziel des Tages als ein Jagdpalast aus dem 6. Jahrhundert, ungefähr, der zwar kürzlich für die Aufnahme auf die Welterbeliste aufwendig hergerichtet wurde. Seit der Tourismus zum Erliegen gekommen ist, scheinen aber auch alle Bemühungen um Erhalt eingeschlafen zu sein, er ist völlig verwaist. Na, wenigstens für eine Nacht hat er nun uns.
Die ersten paar hundert Kilometer haben wir nun schon und tanken immernoch Sonnenstrahlen, noch läßt es sich abends draußen aushalten. Aber wir wissen natürlich, es geht jetzt in kürzester Zeit vom gefühlten Hochsommer direkt in den Nachtfrost. Auto ist soweit schon winterfest. Hoffen wir mal, daß wir das dann auch sind.
UND DANN KNALLT'S.
Wir sind gerade im Anflug auf Shiraz, in voller Fahrt... PENG!!! ... Der erst vor ein paar Tagen im Oman eingewechselt Hinterreifen verabschiedet sich, so urplötzlich wie lautstark, und das ist jetzt doch ziemlich fatal. Der zweite Ersatzreifen muß ran, wir sind vorerst ohne Reserve unterwegs...
SHIRAZ
Als Lohn, für die Mühen der letzten Zeit starten wir mit Stadtbummel. Aber um unser Reifenproblem müssen wir uns hier natürlich auch unbedingt kümmern. Also bleiben wir nicht lange, biegen auf der Suche nach einer Werkstatt in einen Vorort ein und laufen dort einer Familie direkt in die Arme. Und um keinen Preis der Welt wollen sie uns da jetzt wieder raus lassen, denn so oft trifft man hier schließlich keine Ausländer, jede Chance will ausgenutzt sein. Völlig ungeplant und spontan werden aus unserer ärgerlichen Panne somit drei unvergessliche Tage voller Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft und vielen guten Gesprächen. Am Ende fiel der Abschied richtig schwer! Jetzt sind wir schon längst tausende Kilometer entfernt, aber denken immernoch oft an diese Zeit!
In der Werkstatt waren wir am Ende natürlich auch noch. Der im Oman beschädigte Reifen wurde fachmännisch repariert und hängt wieder am Heck als Reserve. Neben dem geplatzten Exemplar, das schleppen wir vorerst auch noch mit.
HÖHER & KÄLTER
Ab jetzt geht's rauf und gleichzeitig mit den Temperaturen runter. Die Heizung ist im Dauereinsatz. Am Ende eines langen Fahrtages landen wir am Rande eines alten verlassenen Ortes namens Izadkhast mit Kastell on top. Vor 1500 Jahren etwa entstanden und Wegmarke der (alten) Seidenstraße. Einst das zweitgrößte Lehmgebäude der Welt, nach der Festung von Bam, die ja heute aufwendig restauriert besichtigt werden kann. Hier allerdings muß man noch die Phantasie bemühen. Aber vielleicht gibt es demnächst auch dafür Welterbestatus. Einen Premium-Parkplatz gibt's heute schon für uns, quasi als "Karawan" vor der Karawanserei ;o)
ISFAHAN
Der Name klingt wie ein Versprechen. Und das wird immer eingelöst! Diese Stadt hat einen ganz eigenen Zauber. Wie schön, noch einmal hier zu sein!!! Unseren alten Parkplatz im Zentrum gibt es immernoch, alle Sehenswürdigkeiten befinden sich in Spazierweite. Also hat das Auto mal Pause, wir machen Stadtkilometer zu Fuß. Vor allem drehen wir endlose Schleifen durch den wunderbaren Basar, wo das ganz normale Leben seinen Gang geht...
HAMEDAN
Jetzt kommen die ersten schneebedeckte Berge in Sicht. Schön anzuschauen, eigentlich. Es ist Anfang März und bis dato schien laut Vorhersage der Schnee ganz klar auf dem Rückzug. Aber urplötzlich änderte das Wetter dann doch seinen Plan. Zweistellige Minusgrade und heavy snow voraus?!? Kaum zu glauben, aber darauf ankommen lassen wollten wir's lieber nicht, nicht im Hochgebirge. Also was geht? Gas geben, den kürzesten Weg in die Türkei nehmen, in 10 Tagen das Mittelmeer erreichen, reicht das noch? Ziemlich sportlich. Aber in Anbetracht der Alternativen ab sofort das erklärte Ziel...
SCHNEEFRONT VORAUS
So verabschieden wir uns nach nur 2 Wochen im Land schon wieder vom Iran. Fahren den südlichsten Grenzübergang in die Türkei so schnell es geht an. Allerdings bremst uns der Grenzübertritt dann unerwartet und heftig aus. Wir brauchen in Summe 8 Stunden, hauptsächlich wegen zäher Diskussionen auf iranischer Seite über das lästige Thema Dieselsteuer. Wir schaffen es zwar rüber, ohne einen einzigen Cent zu zahlen (eine Ersparnis von mehreren 100 Euro!), müssen aber notgedrungen am Grenzposten übernachten und haben jetzt die angekündigte Kaltfront direkt vor uns! >>> Hier geht die Reise weiter.