Sizilien

SEGESTA

Rundrum um Sizilien geht es ab jetzt, entgegen dem Uhrzeigersinn und Kultur macht den Anfang. Wir schauen uns Segesta an. Leider ist der Wettergott nicht sehr gnädig. Es pfeift ein eisiger Wind. Aber das viele satte Grün läßt stark auf Frühlingswetter hoffen. Schön anzuschauen ist's allemal.
Wir haben uns für diese Reise nur einen sehr, sehr groben Zeitplan zurechtgelegt und uns vorgenommen, es mit Datum und Uhrzeit vorübergehend nicht so genau zu nehmen. Sonst gehören wir zwar auch nicht direkt zu den rasenden Reisenden, sind aber gewöhnlich doch konstant in Bewegung. Jetzt also Gas weg, kleine Etappen, länger am selben Ort, wenn er denn dazu einlädt... Der, den wir für den Anfang nun erwischen, tut das eindeutig nicht, war aber trotzdem sehr willkommen, es fand sich einfach nichts anderes vorm Dunkelwerden. Ein trauriger, aufgelassener Bahnhof, auf seinen Gleisen macht niemand halt. Diesmal immerhin gibt's uns als "Schlafwagen" auf dem Bahnhofsvorplatz. Wir hatten eine herrlich ruhige Nacht hier und Frühstück mit schöner Aussicht.

TRAPANI

... ganz im Westen Siziliens bietet uns Gelegenheit zu einem ersten Stadtbummel auf der Insel plus einen stadtnahen Parkplatz für die Nacht: einen gut 400 Jahre alten Wach-Torre. Rechts haben wir Lagune, links Saline und finden es so schön, daß wir es gleich 3 Nächte hier "aushalten ". Erst morgendlicher Cappuccino im nahen Restaurant. Dann durch die Salzgärten stromern, die über den Winter natürlich Betriebspause haben. Froschmännern bei der Tintenfischjagd zuschauen ... Leider schlägt das Wetter um und droht mit Sturm und Starkregen. Es wird dann doch höchste Zeit, sich wieder in Bewegung zu setzen.

MAZARA del VALLO

Windtechnisch bedingt müssen wir vorerst von der Küste weg. Ein Zwischenstop mit Stadtbummel läßt sich aber noch machen, bevor die Sturmfront an Ort und Stelle ist. Nach Luftlinie ist Mazara möglicherweise der sizilianische Ort, der Tunesien am nächsten liegt. Das Stadtbild paßt jedenfalls dazu. Ohne Regenschirm geht aber schon nichts mehr und es wird höchste Zeit, sich wegzuducken vor dem Unwetter. Die Wahl fällt auf einen über 2000 Jahre alten Steinbruch, in dem einst Säulen für griechische Tempel regelrecht aus dem Boden geschält wurden. Teile davon liegen noch immer mitten im Grün herum, als wären die Arbeiter erst kürzlich abgezogen. Zusammen mit dem Tourismusbetrieb. Denn die Anlage wurde offensichtlich einmal sorgfältig aufgepeppt und dann... vergessen? Zaun und Hinweisschilder haben jedenfalls mittlerweile auch schon einen gewissen antiken Touch bekommen. Aber da wollen wir uns gar nicht beschweren, je verlassener der Ort, desto besser, er bietet uns einen wunderbar ruhiger Schlafplatz mit Aussicht bis zum Meer und den willkommenen Windschatten.

SÜDKÜSTE

Der Sturm hat sich verzogen. Uns zieht es weiter und zurück an die Küste und mit jedem Kilometer wird es jetzt nur noch schöner. An Übernachtungsplätzen herrscht kein Mangel, das Land ist dünn besiedelt, die Urlaubssaison hat noch nicht begonnen ... Wir fahren wenig und trödeln mehr...


Wenn man am Meer unterwegs ist, muß natürlich auch mal Meeresgetier auf den Teller. Wir lassen's uns so richtig gut gehen!

RAGUSA

Dann nähern wir uns einer Weltkulturerbe-Stadt, aber schon beim ersten (grandiosen) Blick darauf aus der Ferne steht fest: mit LKW wird das hier wieder nix. Daran muß man sich auf Sizilien gewöhnen und man ist gut beraten, es auch gar nicht erst zu versuchen, also Mopedeinsatz. Der Ort ist sehr zauberhaft, sehr barock! Aber auch sehr unbewohnt, im Grunde ein großes Freilichtmuseum. Wie Venedig in etwa, nicht im Wasser, sondern eher vertikal. Man merkt es am nächsten Tag dementsprechend in den Beinmuskeln...

Wir sind nun ganz im Süden Siziliens angekommen, südlicher wird's demnächst nur noch in Tunesien. Es ist Wochenende und richtige Fischerhäfen sind ja sowieso nachtaktiv, aber nun ist zusätzlich noch mit allerhand Betriebsamkeit durch Nachtschwärmer zu rechnen. Wir beschließen trotzdem, direkt im Hafen zu übernachten. An allen unseren Schlafplätze auf der Insel hatten wir bislang totale Stille des nachts. Heute also die erste Ausnahme, das Ambiente entschädigt dafür vollständig

OSTKÜSTE

Nach dem Hafengetümmel zuletzt, braucht es unbedingt einen Ort der Stille. Allein, mit Wellenrauschen und Sternenhimmel... Doch am Morgen wildes Gehupe in all der Idylle!?!? Es steht der Bäcker vor der Tür 🥐🍞🥨 Was für ein netter Lärm. Unversehens schlagen wir hier beinahe Wurzeln und dabei wurde uns auch überhaupt nicht langweilig. Tagsüber durch das benachbarte Naturschutzgebiet spaziert. Abends ein Feuerchen gemacht. In der Früh dann wie üblich auf das Bäckerauto gewartet... Aber weiter geht's jetzt. Es liegt wieder eine Barockstadt auf der Strecke.

NOTO

Wir sind zwar noch immer an der Küste unterwegs, aber je weiter östlich wir kommen, desto weniger sehen wir vom Meer. Dafür bietet sich mehr Stadtleben an. Wobei dieser Ort wieder eher wie eine leere Kulisse wirkte. Richtig lebendig geht es wohl nur in den Großstädten zu. Die nehmen wir uns als nächstes vor, erst Siracusa, danach Catania ...

Wir haben uns hier auf Sizilien inzwischen zur Gewohnheit gemacht, nicht in den Städten selbst zu übernachten, die wir anschauen wollen, sondern suchen uns lieber ruhigere Plätzchen in der Nähe als Basis. Kleine Buchten nehmen wir immer gerne, mit oder ohne Boote. Eignet sich auch als Basis für eine Tour in die Berge, es ist alles so praktisch nah beieinander hier. Nächstes Ziel ist nun aber definitiv Siracusa.

SIRACUSA

Hier geht es gefühlt noch enger zu als sonst, so klein kann ein Kleinwagen gar nicht sein, daß man hier Freude am Fahren hat. Aber es ist Leben in dieser Stadt!!! Sogar Markt. Allerdings müssen wir zugeben, nachdem wir kurz darauf Catania kennenlernen dürfen, daß das hier "Kinderfasching" ist im Vergleich. In Catania geht markttechnisch so richtig die Post ab. Genau das Richtige für unseren Geschmack. Dazu später, erst der Stadtbummel durch Syrakus...

CATANIA

Siziliens zweitgrößte Stadt hat keinen guten Ruf. Jedenfalls werden bei dem, was man so liest und hört, zumeist die Schattenseiten hervorgehoben. Um so überraschter waren wir, wieviel Schönheit sie zu bieten hat! Es herrscht ständig und überall Betriebsamkeit in den Straßen, aber overcrowded fühlt es sich nicht an, alles strahlt vielmehr eine gelassene Heiterkeit aus. Man kommt sehr leicht und ganz automatisch mit den Leuten in Kontakt, alle ausgesprochen freundlich und zugewandt. Was übrigens nicht nur für Catania gilt, sondern egal wo auf der Insel, unsere Begegnungen waren immer und überall besonders nett. Aber von allen sizilianischen Städten, die wir gesehen haben, kommt uns Catania gerade am allersympathischsten vor.

Und so sieht Einkaufen in Catania aus ...

Fast eine Woche ist vergangen, es wird Zeit, Abschied zu nehmen von Catania. Ein letzter Spaziergang am sturmzerzausten Strand mit Blick auf den schneebedeckten Ätna. Ein letztes Mal durch die Stadt und bei der Gelegenheit beim Barbiere aufhübschen lassen. Ein letztes Mal am Feuer sitzen mit Sabine und Micha@zetroszone. War es im August letzten Jahres, daß wir verabredet haben, uns hier zu treffen? Länger her ist's auf jeden Fall und endlich war es dann soweit und nun ist die Zeit so schnell verflogen... Aber wie immer nach solch einprägsamen Begegnung mit Reisenden wie Euch, hoffen wir, daß wir uns irgendwann und irgendwo wiedersehen unterwegs. Macht's gut Ihr beiden! Auf Wiedersehen und bis dann!

RICHTUNG ÄTNA

Von Catania aus geht's jetzt ins Landesinnere und rauf in die Berge. Eine alte Normannen-Brücke sah auf der Karte verlockend aus, ob als Übernachtungsplatz geeignet, mußte sich erst erweisen. Denn enge Nebenstraßen sind auf Sizilien nicht unsere Freunde, man läuft leicht Gefahr, steckenzubleiben wie ein Korken in der Flasche. Hier war aber ausnahmsweise ein Durchkommen und auch noch Natur pur auf Lava zu bewundern. Es regnet leider nahezu ununterbrochen. Bis auf eine kurze Pause am nächsten Vormittag. Und da zeigt er sich endlich der Vulkan! In seiner ganzen, frisch verschneiten Pracht.

Dann weiter und Zwischenstop in Randazzo. Die Nähe zum Vulkan sieht man der Stadt deutlich an, das bevorzugte Baumaterial ist schwarze Lava. Und die bevorzugte Spezialität beim Metzger? Schwarzes Schwein! Prima Gelegenheit, das Gefrierfach richtig vollzustopfen!

TROINA

"Kennen Sie Robert Capa?" Fragte der Mann im Museum. Vielleicht verirren sich Touristen hier wenn dann nur versehentlich hin?! Wir wollten ja in Troina auch nicht extra Halt machen. Zu kalt, zu windig an diesem Tag, es gab gerade Neuschnee. Aber das war, bevor uns die Straßenkarte zufällig verriet, daß es dieses Museum gibt. Mit Originalabzügen von Capa-Fotos, hier vor Ort aufgenommen. Da hat man doch quasi keine Wahl! Vorausgesetzt, man weiß, wer Robert Capa war. Also Mütze auf und ohne schuldhaftes Zögern in die Stadt.

In der Stadt übernachten wollen wir wie meistens nicht und suchen uns wieder einmal eine uralte Brücke als Ziel am Ende des Tages aus, finden dann aber eher etwas für die Kategorie "unorthodoxe Übernachtungsplätze". Die Zufahrt war schon zu Fuß zu glitschig, also lieber oben bleiben, haben wir uns gedacht, und auf der neueren Nachbarbrücke schlafen. Hat niemanden gestört, war nämlich keiner da. Außer einer Herde Esel...

NORDKÜSTE

Tja, das Gebirge ist schön, aber irgendwann verlieren wir dann doch die Geduld. Daß die Heizung laufen und das Winterzeug wieder herhalten muß, halten wir nicht mehr aus! Wir schrauben uns wieder runter aus den viel zu kühlen Bergen. Sehen endlich Meer am Ende des Tunnels. Und landen weich auf einer Wiese. Pausetage bieten sich hier an und eine schöne Gelegenheit, die letzten Wochen Revue passieren zu lassen... Denn so langsam schließt sich der Kreis, als nächstes werden wir wieder in Palermo ankommen. Gut 5 Wochen waren wir auf Sizilien unterwegs und es war ausgesprochen kurzweilig. Fahrleistung im Schnitt: ganze 30 km pro Tag! Schöne Übernachtungsplätze haben wir nie lange suchen müssen, um diese Jahreszeit gibt's reichlich freie Auswahl. Die Leute sind einfach nett hierzulande, entgegenkommend und irgendwie immer gut gelaunt. Und insbesondere die kulinarische Versorgung war maßgeblich Teil des Vergnügens, kurz gesagt: diese Insel war ganz nach unserem Geschmack! Weiter geht's nun nach Tunesien, aber vorher steht als letzte Station noch Siziliens Hauptstadt auf dem Plan...

PALERMO

Das chaotische Palermo hat sich am Ende als schöne Abrundung unserer Sizilien-Tour erwiesen. Ein paar klassische Sehenswürdigkeiten angeschaut. In einer Meister-Patisserie eingekauft. In einer Kapuzinergruft mit ca. 2000 an den Wänden aufgereihten Mumien Gänsehaut geholt (Fotoverbot, versteht sich). Die ersten echten Spaghetti Carbonara des Lebens gegessen. Das Moped den verfeinerten sizilianischen Fahrstil gelehrt... Das volle Programm also! Ciao ciao Sicilia, es gibt ganz bestimmt ein nächstes Mal, schön war's!!!  >>> Weiter geht es hier, auf den afrikanischen Kontinent.