Fujairah- Madha - Sharjah

Wadi Wurayah - Abu Dhabi


Durch den Nordosten der Emirate und zurück in "die Quarantäne"

Am Golf von Oman

Nun sind wir schon über einen Monat in den Emiraten auf Achse. Soweit ersichtlich, sind wir die einzigen Overlander weit und breit, pandemiebedingt. Mit Muße geht es mal nach links, nach rechts, rauf in die Berge und runter in die Wadis und hier an der Ostküste in Fujairah nun endlich auch wieder ans Meer!

Unser aktueller Strandparkplatz ist nicht wirklich gut zum Baden geeignet. Das flache Wasser ist voller Felsen, aber die wiederum sind das reinste Biotop und laden zu endlos langen Streifzügen ein. Wenn das Wasser sich zurück zieht, kommt die Unterwasserwelt ans Tageslicht. Nicht immer ist einem klar, ob da Pflanze oder Tier vor einem auftaucht. Wenn es sich dann allerdings bewegt und auf einen zukommt.... Seeschnecken zu beobachten entschleunigt ungemein!

Es ist nicht viel los unter tags. Nur hin und wieder hält ein Auto, geht wer spazieren. Einmal steht eine Familie vor der Tür, eine Tochter spricht gut Englisch und es ergibt sich ein nettes Gespräch. Wir mögen Kontakte unterwegs ja generell sehr gerne und finden es ungeheuer schade, daß die Pandemie uns das aktuell extrem erschwert. Schön, daß es Ausnahmen gibt! Und tatsächlich kommen alle am Abend sogar noch einmal vorbei, beladen mit unendlich vielen Leckereien. Wir sitzen zusammen vor dem Auto, essen gemeinsam, wir schenken Tee aus und blättern zusammen im Bayern-Bildband, den wir genau für solche Glegenheiten an Bord haben.

Aber irgendwann ist uns allein der Ausblick auf's Meer an unserem "Biotop-Strand" nicht mehr genug, wollen endlich auch mal rein ins Wasser. Einen Platz dafür zu finden, wird schwerer als gedacht, leider ist die Küste großteils verbaut. Oder für Camper gesperrt. Oder, wenn nicht gesperrt, dann vor lauter Emirati-Campern ungenießbar, denn nicht alle sind so artig wie wir, also so deutsch halt. Wir schmutzen nicht und uns fallen spätestens um 22 Uhr die Augen zu, während die anderen da Mucke und Generatoren erst aufdrehen. Aber weil wir die Landkarten ausführlich rauf und runter studiert haben und dann auch noch Glück dazu kam ... Here we go!

An dieser Stelle noch einmal eine kleine Schwärmerei in Sachen Versorgungslage hierzulande. Vorratsschränken und Kühlschrank sind stets bestens gefüllt. So fällt es natürlich nicht schwer, immer mal wieder spontan einen Strandtag dranzuhängen, ohne sich irgendwie einschränken zu müssen.

Dann ist wieder Bewegung angesagt. Weiter geht's die Golfküste runter bis Fujairah City. Sightseeing bietet sich an bei dieser Gelegenheit. Ruhig ist's in der Stadt, das örtliche Fort haben wir ganz für uns alleine, was weniger an der Pandemie, als viel mehr an den ziemlich hochsommerlichen Temperaturen liegen dürfte. Und wohin geht's danach? In den Oman. Aber nur ganz kurz ...

Madha. Doughnut-Oman

Seit wir vor ziemlich genau einem Jahr abrupt gestoppt wurden am omanischen Grenzübergang, ist die Landgrenze konsequent geschlossen geblieben. Ein ganz kleines Zeitfenster hatte es zu Jahresbeginn gegeben, in dem man sie hätte passieren können. Jedoch zu klein für uns leider. Zwar sind wir auf der Stelle hergeflogen, als die Nachricht kam. Aber bevor wir unser Auto unter Einhaltung aller Pandemiebeschränkungen aus Abu Dhabi raus und wieder flott hatten, waren die Tore wieder zu. Nun gibt es aber Madha, eine omanische Enklave in den VAE "like a doughnut" (O-Ton eines Bewohners). Omanische Kennzeichen, omanisches Funknetz, omanische Läden, omanische Gepflogenheiten... Keine Grenzposten. Also nix wie hin. Berge, Wadis, Oasen. Es ist traumhaft schön da, einige Grad kühler als rundherum, die Bäume sind größer und grüner, genial für etwas dickere Schattenparker wie uns. Wir stromern ein wenig durch die Oasengärten im omanischen Madha und schauen wie's läuft, das Lebenselixier Wasser. Nach alter Tradition geschickt verteilt belebt es die Bergwüste, was so schön für's Auge ist.

Mleiha

Dann wieder Szenenwechsel. Wir sind jetzt wieder eher im Landesinneren im Emirat Sharjah unterwegs, denn die Wettervorhersage für hier weissagt angenehmere Temperaturen. Insbesondere die Abendstunden bringen zwar warmes Licht, aber kühlere Luft. Und das kombiniert mit schöner Aussicht: rechts Gebirge, links Wüste. Auch hier bleiben wir wieder eine Weile. Waren unterwegs rasch einkaufen, im französischen Supermarkt gab es australische Angus Cubes und daraus macht der deutsche Reisende in der arabischen Wüste nun ungarischen Gulasch.

Wadis und Forts

Die Temperaturen sinken wieder etwas, wir rollen zurück Richtung Fujairah und legen unsere Strecken durch einige Wadis. Hier reihen sich die alten Forts fast aneinander. Zuerst im Wadi Hayl...

... und weiter ins Wadi Saham, wo es steinalte Steine zu besichtigen gibt. Rund 3000 Jahre, haben wir irgendwo gelesen und das in einem Wüstenstaat, wo alles aus so vergänglichem Material zu sein scheint. Kurz danach finden wir unser Fort Nummer vier auf dieser Tour. Es ist wohl gut 300 Jahre alt, aber wer weiß das schon genau. Es überragt den Palmenhain von Bithnah und das Wadi Ham und bevor man hier Straßen in den Berg sprengte, war das Flußbett der einzige Weg von der Wüste durch's Gebirge zur Küste. Und führte damit zwangsläufig direkt auf's Fort zu. Und direkt zur Festung führt auch heute noch keine Straße, man fährt das letzte Stück traditionell im Flußbett. Also, vorausgesetzt es regnet nicht.

Vor 2 Monaten hatten wir unser Auto wieder bezogen und seitdem bereisen wir wegen der noch immer geschlossenen Landgrenzen ein einziges Land. Das gab es so bei uns noch nie ... Wir genießen es sehr! Aber nun ist es soweit: wir haben fast alle möglichen Etappenziele abgefahren. Fast! Uns erwartet noch ein absolutes Highlight. 


Biosphärenreservat Wadi Wurayah

Das Wadi Wurayah im Emirat Fujairah ist seit 3 Jahren bei der UNESCO auf der Liste und eigentlich für Publikum nicht mehr zugänglich. Doch manchmal gibt es unterwegs Zufallsbegegnungen und günstige Fügungen, die geschlossene Türen ausnahmsweise öffnen ... Wir bekommen ganz überraschend grünes Licht dafür, dürfen mit dem Auto rein und über Nacht bleiben!!! Es ist über die Maßen beeindruckend. Uns erwartet eine ausgedehnte Trockenflußtal-Fahrt. Woanders säumen hohe Felsen die Wadis, hier sind es meterhohe Wände aus eher bröseligem Material. Wäre interessant zu wissen, wie viele Sturzfluten es wohl gebraucht hat, um es genau so aussehen zu lassen. Und, falls es wieder eine geben sollte, wie schaut's danach aus? Wir haben jedenfalls keine Sturzfluten zu erwarten um diese Jahreszeit. Es ist einfach sensationell, wir campen da, wo sonst niemand schläft. Und den Berg haben wir komplett für uns alleine.

Wir schauen uns in aller Ruhe um. Die erste Attraktion des Nationalparks haben wir direkt am Auto ums Eck. In Norwegen würde man sicher achtlos daran vorbei laufen, aber hier ist ein Wasserfall, der niemals austrocknet, ein Fest für die Augen und eine Sensation für die Lurche, die natürlich auf der Stelle Gesellschaft kriegen (es ist ganz wunderbares Badewasser). Wir wandern ein Stück dem Wasserlauf entgegen, bis der Weg aufhört und die Kletterei beginnt bzw. man nicht mehr ohne nasse Füße auskommt. Neben Bergkulisse und Tierwelt, die sich Menschen gegenüber natürlich extrem rar macht, ist fließend Wasser hier DIE Hauptattraktion und sogar trinkbar, wie man uns versicherte. Für wasserverwöhnte Mitteleuropäer kaum zu ermessen, wie besonders das hier ist! Die Hitze ist allerdings mittlerweile auch besonders und steigert sich weiter. Wir sollten besser bald „die Zelte abbrechen“, es ist nun doch an der Zeit…

Jebel Jais

Mehr als 2 Monate sind inzwischen vergangen, unser Visum für die Emirate läuft allmählich aus, die Temperaturen steigen ... Abkühlung ist willkommen für die vor uns liegende Orga-Arbeit. Wir brauchen erneut eine Garage für’s Auto, Flugtickets, PCR-Tests… Gottseidank gibt es hierzulande auch an den entlegensten Orten tadellose Internetverbindung, die Büroarbeiten sind deshalb kein Hinderungsgrund für Reisegenuß! Also geht's "rasch" mal rauf auf den höchsten Berg der Emirate. Und für die allerletzten Tage vor der Abreise haben wir uns noch ein bißchen Wellenrauschen auf den Plan gesetzt ... den Gedanken an die uns erwartenden Wetterverhältnissen in D schieben wir vorerst noch hartnäckig weg.

Abu Dhabi

Kurz vor Abflug müssen wir zurück ins Großstadtgetümmel, aber da können wir endlich auch mal tun, was gewöhnlich zu kurz kommt: wir gehen ins Museum. Das klingt immer so unspannend, aber wir haben uns hier den Louvre von Abu Dhabi vorgenommen und das ist nun wirklich mit das großartigste, daß einem unterwegs an Kunst- und Architekturgenuß begegnen kann. Und das aktuell bei streng begrenzter Besucherzahl in besonderer Atmosphäre. Extrem empfehlenswert!!!

Time to say Goodbye

Wir fliegen wieder nachhause und freuen uns sehr auf Familie, Freunde, Heimat, verbringen den Rest vom Frühling und den Sommer daheim. Wir sagen vielen, vielen Dank an alle, die uns in den letzten Monaten in dieser außergewöhnlichen Zeit hier in den Emiraten so viel Gastfreundschaft erwiesen haben!!! Danke für all die Hilfe, Tips und die gemeinsam verbrachte Zeit.

Bleibt gesund! Bis bald! Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen!

Wie die Story weitergeht, auf welchem Weg wir das Auto dann endlich nachhause holen, seht Ihr hier

>>> Rückholaktion in 2023 <<<