RUSSISCHE FÖDERATION

Überraschung Nordkaukasus

Auch hier sind wir eigentlich "nur" auf der Durchreise und für die Strecke von Georgien nach Kasachstan braucht's nicht sonderlich viel Zeit, aber ein Visum für die Russische Föderation. Wir haben eines für 4 Wochen in der Tasche und da wir nun einmal da sind, wollen wir auch "was sehen für's Geld". Wir drehen Schnörkel durch Nordossetien-Alanien, Kabardino-Balkarien (Elbrus!), Inguschetien, Tschetschenien und Dagestan. Egal wo wir hinkommen, die Natur ist Schönheit pur, die Leute herzlich und entgegenkommend, Straßen interessant, noch interessanter die vielen alten Orte, mystisch und archaisch... und schönste Stellplätze gibt's zur freien Auswahl, schneebedeckte Viertausender immer in Sichtweite.

Was hatten wir nicht vorab alles gehört und gelesen von Polizei- und Bürokratieschikanen und tatsächlich passieren wir Checkpoints und Zollkontrollen unterwegs, aber erleben ausschließlich freundliches Entgegenkommen! Etwas Russisch haben wir allerdings in petto. Das reicht zur Orientierung, für Smalltalk und den einen oder anderen Scherz, es öffnet uns die Herzen der Leute und wir haben unsere schon nach den ersten Kilometern an dieses Land verloren.

Jeden Tag nehmen wir uns ein anderes Tal in den nordkaukasischen Bergen vor und rollen bis zum befahrbaren Ende, auch über die Ossetische Heerstraße. Bewohnte Orte sind selten, verlassene sehen wir immer wieder. Irgendwann müssen sie für irgendwen von Bedeutung gewesen sein, aber niemand ist in der Nähe, den wir dazu befragen könnten.

Immer wieder begegenen uns die einzigartigen Spuren alter Riten. Manchmal sind es nur vereinzelt stehende Totenhäuser. In Dargaws allerdings haben wir eine ganze Totenstadt vorgefunden. Heute Museum, aber unberührt seit Jahrhunderten wie es scheint.

Elbrus

Und dann landen wir on top of the Мир! Auf über 3.400m mit Blick auf den Elbrus. Den Laster stellen wir gut 1.000m tiefer ab und nehmen die Seilbahn. Ein kleiner Vorgeschmack auf die noch vor uns liegenden Höhen des Pamir. Hinterher ein wohltuendes Thermalbad.

Grosny, Tschetschenien

Dann fahren wir tendentiell Richtung Kaspiküste weiter und legen in Tschetscheniens Hauptstadt einen Übernachtungsstop ein. Es fällt schwer, Unvoreingenommenheit zu bewahren, aber was gilt, ist sich selbst ein Bild zu machen! Also, was haben wer hier gesehen in der Kürze der Zeit? Ein modern wirkende Stadt mit viel Grün und Flaniermeile. Die mehrfach zerstörte Erzengel-Michael-Kirche in neuer, schönster orthodoxer Pracht. Die größte Moschee Russlands (Europas?). Die Baustelle eines ambitionierten Riesenhochhauses ohne Baumaschinen. Familien in Sonnstagsstaat und -laune. Russische Reisebusse. Man wünscht leise für sich, so freundlich und friedlich möge es fortan bleiben...

Wieder können wir uns nur schwer lösen. Einen kurzen Abstecher rein in die Berge von Dagestan gönnen wir uns noch und übernachten direkt am Rande des traumhaften Sulasky-Canyons. Die Berge des Großen Kaukasus sind definitiv eine ausführliche Reise wert und der Beschluss, irgendwann wiederzukommen mit wesentlich mehr Zeit, ist jetzt schon gefasst. 

Aber vorerst geht's nach nunmehr 10 Tagen im Land weiter nach Kalmückien. Wir sind zwar noch immer in Europa, aber hier prägen buddhistische Tempel das Bild.

Durch's WOLGADELTA in die STEPPE

Die Berge liegen dann hinter uns. Durch platte, leere Steppe bewegen wir uns immer schön entlang der Kaspi-See weiter. Nur zu Gesicht bekommen wir sie nicht, alles Sperrgebiet. Dafür ist das Wolga-Delta dann ein angenehmer Ersatz und für uns wahrscheinlich vorerst die letzte Möglichkeit, Natur grün und lebendig zu genießen. Kasachstan liegt vor uns, die Steppe dort hat größere Dimensionen. Astrachan wird unser letzter Versorgungs- und Organisationsstop vor der Grenze. Erst ein Gang auf's Iranische Generalkonsulat - wir bekommen die gewünschten Visa direkt ausgestellt. Dann damit direkt weiter zum Turkmenischen Konsul, der uns erst einmal gscheit verblüfft mit einem herzlichen "Grüß Gott" als Begrüßung, er spricht hervorragend Deutsch. Nach kurzer Wartezeit haben wir auch die nötigen Transitvisa für Turkmenistan in der Tasche und können weiterziehen. 

Wir entscheiden uns für die interessanteste der möglichen Strecken, nämlich die über die Бузан-Ponton-Brücke im Wolga-Delta. Im www hatten wir etwas von "max. 4t" gelesen, haben aber die Hoffnung, daß es eine für uns passende Ponton-Fähre parallel zur Brücke gibt, wie überall hier. Tatsächlich, die gibt es. Aber als wir uns dort anstellen, winkt man uns grinsend raus aus der Schlange. Funkkontakt rüber und nüber, der Gegenverkehr auf der Brücke wird mal eben gestoppt und los geht die Sonderfahrt für uns. Unser Laster kann über's Wasser fahren!!! 3 Minuten lang rollen wir gemächlich dahin, während es unter uns gluckst und scheppert. Wow!

До свидания Россия!

Was wir im Nordkaukasus sehen konnten, hat unsere Erwartungen sowas von übertroffen! 2 1/2 Wochen sind es am Ende geworden und gut 2.000 km. Im nächsten Reiseland fährt man wohl generell in der Hälfte der Zeit doppelt so viel. Dann also los, auf geht's nach Kasachstan.