TÜRKEI

Von Gallipoli bis Izmir

Letztes Jahr ging’s ab Grenze geradewegs nach Istanbul, diesmal entscheiden wir uns für die Ägäisküste Richtung Süden. Das verspricht jede Menge „alter Steine“ und extra frische Luft. Angeblich hat es hier örtlich einen erhöhter Sauerstoffanteil, wenn nicht gar den höchsten im Weltvergleich. Man merkt das nicht wirklich (Fahrer) bzw. ganz deutlich (Beifahrer). Generell ist das Wetter traumhaft und je weiter wir kommen, desto heißer wird’s. Trotzdem gibt’s nahezu keine Touristen. Hotels zu, Strandschirmchen gestapelt, der Laster hat eher keine Platzprobleme am Strand. Einsam ist es dennoch nicht, denn irgendwann kommt immer ein Auto voller Leute und dann noch eins und noch eins … und alle packen Picknick aus. Unser Weg führt uns über Gelibolu (Gallipoli), Behramkale (Assos), Ayvalık, Dikili (mit Abstecher nach Pergamon) und Foça. In Gelibolu ist der erste Reparatureinsatz angesagt: der elektrische Fensterheber auf der Fahrerseite macht Probleme, die Scheibe ist ausgerastet und häng schief auf halber Höhe fest. Also alles rausfummeln, inkl. Scheibe, neu justieren, wieder verkabeln. Sitzt.

Etappenziel Manavgat

Hier endet nun unsere Küstentour, ab jetzt geht’s ins Landesinnere und dann strikt Richtung Osten. Stationen auf dieser Etappe waren: Didim, Akyaka, Dalyan-Delta, Bucht von Fethiye und Manavgat. Gesamtbilanz seit Grenzübertritt:

  • 1.300 km Fahrstrecke durch Baumwollfelder, Granatapfelhaine, Pinienwälder und felsige Hochplateaus
  • 12 Tage, 11 verschiedene Standorte, 10 davon mit Wellenrauschen in der Früh. Landschaftlich gesehen jeder Platz ein Traumplatz, aber nächtlicher Lärm und Müll beeinträchtigen erheblich. Vor allem Unmengen an zerbrochenen Bier- und Schnapsflaschen im Sand!
  • 2 weitere antike Zwischenstops: Ephesos, wo die marmornen Straßen event. sogar Laster-geeignet wären. Didyma,  die größte antike Tempelanlage der Türkei und in der Tat gigantisch, denn man läuft hier an Säulenstümpfen von gut 2m Durchmesser vorbei!

Leider gibt es unterwegs gleich Reparatureinsatz Nr.2: die Heizung im Fahrerhaus läßt sich nicht mehr abschalten. Das hält bei den sommerlichen Außentemperaturen natürlich kein normaler Mensch aus. Am Ende spielt der Schalter wieder mit wie er soll.  Und weiter geht's.

Von KAPPADOKIEN nach OSTANATOLIEN

Wenn man das touristische Göreme in Kappadokien Richtung Osten verläßt, muß man sich spätestens in Kayseri entscheiden: fährt man über Erzurum oder via Van-See. Letzteren hatten wir im vergangenen Jahr ausführlich, also diesmal Erzurum. Wir halten uns abseits der Hauptstraßen - traumhafte, einsame Bergstrecke. Zuerst über Altinyayla und Kangal (Hundezuchtzentrum) bis Divrigi. Ein UNESCO-Welterbe aus der Zeit der Seldschuken ist das Ziel, aber wir werden schon Kilometer vorher ausgebremst. Es ist Markttag, die Straßen mit Ständen zugebaut. Also werden zuerst einmal die Vorräte aufgefüllt und die Seldschuken-Moschee steuern wir dann zu Fuß an, müssen aber feststellen, daß sie gerade von Bauzäunen umgeben und geschlossen ist. Der Bauleiter (aus Berlin) läßt uns netterweise dennoch einen Blick darauf werfen und wir reden ein bißchen. Das Gebäude ist kurz vorm Einsturz, wird nun im ersten Schritt mit einem beheizbaren Dach aufwendig geschützt, um dann noch aufwendiger restauriert zu werden. Man ist jetzt schon in den 2-stelligen Millionenbereich vorgedrungen … Von Divrigi geht es dann weiter über Ilic nach Kemah (mit schönem Übernachtungsplatz am Fluß, der Kilometer weiter zum Euphrat wird) und weiter bis Erzurum (mit ruhigem Übernachtungsplatz ganz zentral am Bahnhof in netter Nachbarschaft zu einer alten Dampflok von Henschel aus Kassel). Egal, wo wir auftauchen, die Begrüßung ist immer herzlich und die Atmosphäre könnte entspannter nicht sein.

Letzter STOP vor IRAN

Für uns steht fest: der Grenzort Doğubeyazıt kommt für unsere letzte Nacht in der Türkei nicht in Frage, denn wir erinnern uns von der letztjährigen Tour her an diesen Ort mehr im negativen Sinne. Andererseits kann irgendwo im Nichts inmitten der Kurdengebiete  zu stehen, Streß auf den Plan rufen. Also Karte gecheckt und Hot Spring nahe Diyadin entdeckt (ca. 100 km vor der Grenze). Diyadin ist eine mittlere Stadt, die nur durch verwinkelte Gassen befahrbar ist. Die Hauptstraßen wurden von der Polizei mit Beton-Barrieren dicht gemacht. LKW-freundlich ist das natürlich ganz und gar nicht und als wir ankommen, ist zu allem Überfluß auch noch gerade Schule aus, eine Unmenge Kinder auf der Straße, wir müssen die Augen gleichzeitig überall haben. Die Mädchen winken nur und lächeln, die Jungs tanzen in Gruppen um den rollenden Laster und machen ein Riesengeschrei: „Hello, Hello, Foto, Foto, Money, Money!“ Ungewöhnlich für dieses Land, aber hier vor Ort ist das nunmal so. Irgendwann kommen wir dann an die zischenden Blubberpools und biegen bei einer kleinen „Badeanstalt“ ein (alles ganz rudimentär). Ein freundliches Willkommen, natürlich können wir hier übernachten und wenn wir wollen, eines der heißen Becken ein paar Stunden ganz privat haben. Wollen wir. Aber schon eine einzige Stunde kann seeehr lang werden, wenn das Wasser nahezu kochend heiß ist. Sollten wir es vorher noch nicht gewesen sein: jetzt sind wir richtig abgebrüht! Der Stellplatz ist wirklich wärmstens zu empfehlen. Und am Morgen dann Grenzübertritt, Neuland voraus! >>> IRAN