SULTANAT OMAN

ZIEL ERREICHT

Nach 5 Monaten auf Achse sind wir nun endlich im Oman - ausgestattet mit einem kurzen dafür kostenlosen 3-Wochen-Visum. Man versprach uns, wir  könnten es  bei Gelegenheit ein gutes Stück verlängern und deshalb    haben wir es nicht eilig, bewegen uns erst einmal ganz gemächlich die Küste entlang auf Muscat zu. Die Straßen sind top, die Supermärkte voll und günstig, Frischwasser gibt es for free an großen Wassertankstellen, es gibt überall Platz zum Übernachten und überall ist es schön und warm und sauber und die Omaner sind freundliche Neugierige. Wir fühlen uns pudelwohl hier. Zeit zum Entschleunigen, hier kommen dann endlich auch die Bücher mal raus aus den Schränken. Aber zuerst geht’s in die Hauptstadt …


MUSCAT

Eine der Städte dieser Welt, deren Name so einen ganz besonderen Klang hat. Wunderschön entlang der Golfküste ausgestreckt und von schroffen, vollkommen pflanzenleeren Bergen umgeben. Im Souq duftet es aus den Shops heraus nach Weihrauch aus Südarabien. In der Großen Moschee kann man sich nicht sattsehen an all den Feinheiten in und an den Gebäuden. Beim Spaziergang durch das Palastviertel beeindruckt der Gestaltungs- und Pflegeaufwand, der hier betrieben wird. Schön anzuschauen auch die Omaner in ihren weißen bodenlangen Dishdashas und mit typischer Kopfbedeckungen, Omanerinnen in bunten Gewändern, überall quirlige Familien aus Indien oder Pakistan, die ja hier wirtschaftlich absolut unentbehrlich sind. Schöner orientalischer Zauber.


Am GOLF von OMAN

Raus aus dem relativ dicht besiedelten Norden Omans geht’s jetzt langsam gen Süden. Dorthin, wo es heiß und sandig wird. Wir fangen mal mit ordentlich Strandsand an, haben wir beschlossen. Den Kühlschrank gut gefüllt, Frischwasser vollgetankt, Holzvorrat ist sowieso an Bord … wir werfen für 5 Tage den Anker an der Golfküste und machen mal nix. Die Temperaturen sind gerade ideal. Und damit uns nicht langweilig wird, gab es ein Highlight. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn eines Abends begann urplötzlich das Meer zu leuchten. Die anrollenden Wellenkämme schäumten in leuchtgrün und auch die Motorboote der Fischer zogen lange Leuchtstreifen über die dunkle Wasserfläche. Überirdisch und faszinierend, aber flüchtig und sehr fotoscheu! Wikipedia sagt, da waren Einzeller am Werk mit dem netten Namen Nachtlaternchen.

DER ÖSTLICHSTE ORT UNSERER TOUR

… ist Sur. Ein leuchtend helles, unaufgeregtes Städtchen mit Stadtstrand und Dhau-Werft auf der östlichsten Landspitze von Oman, wo ein „Hörnchen“ raus in den Golf ragt. Wir sind nicht auf direktem Weg hier gelandet, sondern durch erste Wadis gekurvt. Pisten, Kies, Furten, auf und ab am Hang entlang. Schöne Landschaft und erfrischende Oasen, in denen man über uralte, immer noch funktionierende Bewässerungskanäle wandern kann. Tiefgrüne Badepools locken, Naturzauber, nicht von Menschenhand. Dann geht es weiter gen Süden die Küste entlang. Sugar Dunes sind angesagt und, um da hin zu kommen, lange Sand-Strand-Strecken.


GANZ NORMALES LEBEN

… macht sich etwas rar im Oman. Wegen Sonne, Hitze, Traditionen spielt sich hier nicht allzuviel in der Öffentlichkeit ab. Wer das pralle Leben erleben will: Wochenmärkte! Der Viehmarkt in Nizwa ist allgemein bekannt und hat mit Abstand die meisten „westlichen“ Besucher. Wir waren natürlich auch dort, klar, aber vorher ganz in der Nähe im Souq von Sinaw oder Sanaw, Ortsnamen variieren im Oman ständig. Und das war weit interessanter, dichter und unaufgeregter. Hier wird genauso um Ziegen in allen Farben, Sorten und Größen gefeilscht, aber auch um Kamele und ganz nebenbei handeln die Beduinen traditionelle Waffen und Gerätschaften. Augenweide! Besser, man kommt schon am Abend vorher an, kraxelt im Abendlicht noch durch die alten Stadtviertel aus verlassenen Lehmgebäuden, hat beim ersten Ruf des Muezzin den Frühstückskaffee fertig und genießt dann die Stimmung auf dem Markt im frühen Sonnenlicht. Absolut lohnenswert!


BERG DER SONNE

Das war eine der besonders schönen Tagesetappen: raus aus Nizwa, rein in die Wadis Tanuf und Ghul und rauf auf den Jebel Shams. Er erblickt die Sonne als Erster und verabschiedet sie als Letzter am Abend, so heißt es. Er ist die höchste Erhebung auf der Arabischen Halbinsel, über 3000m hoch, motorisiert kann man ihn bis auf gut 2000m bezwingen und mittlerweile sogar eine Runde auf ihm drehen. Man ist notgedrungen langsam unterwegs, die Pisten sind steil, aber die Ausblicke grandios. Haustür auf und Blick frei auf den Grand Canyon Omans!

Die meist genutzten Schalter im Fahrerhaus auf Oman-Tour sind übrigens: Klimaanlage, Geländegang, Differenzialsperren. Die Anstiege und Gefälle heftig, Kies und Sand in den trockenen Flußbetten tief, die Temperaturen hoch. Nicht überall natürlich, die Mischung macht’s. Jedenfalls haben wir jede Mange Fahrspaß. Die letzte Bergetappe führte auf den Jebel Akhdar bis auf 2300m. Biegt man ein auf die Bergstraße, kommt man an einen Checkpoint, dessen einzige Aufgabe es ist sicherzustellen, daß auch ja keiner ohne 4x4 nach oben startet. Als wir dort raumfüllend anrollen, streckt der Posten lachend die Arme aus, Handflächen nach oben: „Maschallah! Do you want to drive up? With that vehicle? You must be Germans!“


ORIENT-GESCHICHTE

Die arabische Halbinsel und ihr großes „leeres Viertel“ aus Sand - wo können sich da schon Spuren der Menschheitsgeschichte auftun? Im Oman definitiv, da war tatsächlich schon einige tausend Jahren zurück eine Hochkultur zuhause. Bodenschätzen und der günstigen Lage an den großen Seehandelsrouten sei Dank. Sindbad war nicht nur Seefahrer, er war Omaner. Jedenfalls gibt es hier jede Menge „alte Steine“ anzuschauen, die teilweise nagelneu wirken, so aufwendig wurden sie wieder hergerichtet. Hier weht einen ein schöner Hauch vom alten Orient an.

IN DER 6. WOCHE

… wird es Zeit für uns, den Rückweg anzutreten. Fast 4000 km sind wir am Ende im Oman gefahren, die letzten davon rollen wir die Küste entlang Richtung Emirate, für ein paar Genießertage mit Strandleben und fangfrischen Leckereien. Dann kurzer Halt in Muscat, um uns für den Iran zu präparieren. Wir brauchen erstens ein frisches Iran-Visum und zweitens ein wenig MAN-Pflege, Verschleiß an der Fahrerhauslagerung, ein paar Schweißnähte an den Federpaketen… Klappt alles wie am Schnürchen. Welchen Grenzübergang in die VAE wir wählen werden, ist allerdings noch unklar. Auf einem Weg gäbe es noch interessante Bergoasen, allerdings sind dort aktuell Temperaturen an die 40 Grad vorhergesagt. Alternative wäre der Weg über den Fährhafen Shinas. Von hier aus käme man in 3h nach Musandam, Omans Exklave im Norden. Da pendelt 2x die Woche ein Katamaran, der mit 4 MTU-Motoren mit einer Gesamtleistung von 32.000kW angeschoben wird und bis vor Kurzem noch als schnellstes Fährschiff der Welt galt. Wir hatten schon vor Wochen einen Email-Pingpong mit der Fährgesellschaft begonnen zwecks Buchung. Fahrzeugdaten geschickt, Bilder, Passkopien. Erst hieß es „yes“, dann „maybe“, am Ende „no way“. Hm, wie stehen dann so die Chancen, wenn wir einfach kurz vor Abfahrt spontan versuchen „aufzuspringen“?

DAS ARABISCHE NORWEGEN

… wird Musandam ganz oben im Norden der arabischen Halbinsel gerne genannt, der Landschaft wegen. Hohe Felsen ragen ins Meer, es gibt Fjorde, überraschende Wetterwechsel … damit hören sich die Ähnlichkeiten aber auch schon auf. Erstens friert man in Norwegen auch im Sommer bitterlich, hier ist es schon im Frühling heißer als heiß. Zweitens sind Norweger leidenschaftliche Tunnelbauer, hier macht man exakt das Gegenteil. Man verbindet überirdisch den tiefsten und höchsten Punkt in der Landschaft möglichst ohne große Schnörkel, Straße fertig. Unbefestigt versteht sich, Steigung wurschtegal, wir hatten wieder Mal Freude am Fahren! Und im Übrigen ein Riesenglück, daß uns die Fähre in Shinas tatsächlich aufgeladen hat. Musandam hätte andernfalls nicht mehr in den Plan gepaßt. Danke an das freundliche Team der NFC und Grüße an die Piloten aus Bulgarien und Estland, denen wir auf der Brücke kurz Hallo sagen durften. Nun hießt es Abschiednehmen, wir verlassen Arabien… >>> Zurück in den IRAN