Oman. Aller guten Dinge sind 3

NEUSTART

Kurz vor Jahresende '21 sind wir endlich zurück in den Emiraten, zurück im Reisemodus und wild entschlossen, das Auto endlich zurück nachhause zu bringen. Wie genau, wird sich erst noch herausstellen müssen. Vorerst freuen wir uns, ein weiteres Mal Gelegenheit für eine ausführliche Runde durch das wunderbare Reiseland Oman zu bekommen. Zum 3. Mal und für 3 Monate am Stück diesmal ...

Das Auto hat die Hitze des Sommers soweit gut überstanden. Die Aufbaubatterien sind leider erneut Thema, die bittere Pille müssen wir schlucken, und sorgen in Windeseile für Ersatz. Ein paar explodierte Konservendosen fliegen noch raus und dann geht´s umgehend Richtung Grenzübergang. Marhaba Oman, wir sind wieder da!!! Wir steuern gleich den ersten Fischmarkt auf der Strecke an, Frischwasser bunkern. Und weiter geht's direkt nach Muscat, Vorräte auffüllen. Weihnachten steht ja demnächst vor der Tür. Dazu gehört nicht nur Weihrauchduft, den gibt es im Oman das ganze Jahr, hier ist das feine Harz schließlich zuhause. Die Adventszeit bringt sogar noch Lebkuchen und Stollen.

WAGENPFLEGE

Bevor wir wieder anfangen, lange Strecken zu machen, wird zuerst das Auto auf Vordermann gebracht. Es ist nunmehr 3 Jahren schon fernab der Heimatgarage, wurde zuletzt bei viel Hitze und Wüstensand mal mehr mal weniger bewegt, also Reparaturen, vorbeugende Wartung, großer Hausputz sind angesagt. Einen Teil des nötigen Equipments hatten wir an Bord oder im Fluggepäck (so feine Sachen wie Bremsbeläge, Spreizkeileinheit, Rückholfedern...). Was wir nicht haben und auch vor Ort an Ersatzteilen nicht finden können, wird beim Spezialisten des Vertrauens in Auftrag gegeben. Vier Tage Arbeit und wir sind rundum TÜV-gepflegt. Unsere LKW-Werkstatt in Muscat war goldwert und wir können uns nicht genug bedanken für das enorme Engagement!!! Klasse Arbeit.

BERGE & MEER

Lag die volle Konzentration zuerst auf Auto- und Haustechnik, kümmert sich anschließend die Besatzung mal ausschließlich um sich selbst und gönnt sich einen Strandurlaub. Zwar nur kurz, aber macht nichts, denn mehr Meer gibt es später im Süden. Mehr Sand vorher noch in der Wüste und wenn wir die hinter uns haben, sind wir ohnehin wieder urlaubsreif. Vorerst rollen wir durch Gebirge und Wadis, die wir zum Teil von vorangegangenen Reisen kennen, die sich aber doch jedes Mal anders präsentieren. Die jährlichen Sturzfluten sortieren die Landschaft regelmäßig um, rohe Kräfte, unvorstellbar!

Dann platzieren wir uns an den Ausgang des Wadi Bani Khalid und genießen eine vorerst letzte Nacht mit festem Boden unter den Rädern. Ein paar Fahrkilometer weiter beginnt die Wahiba und Sand, nichts als Sand. Das Programm für die nächsten Tage lautet dann, einem der Wüsten-Tracks Richtung Süden zu folgen, soweit uns die Reifen die Dünen hochtragen ...

WAHIBA SANDS

Am ersten Tag arbeiten wir uns gut 100 km durch nach Süden. Über gelben Sand, weißen Sand, roten Sand. Durch weichen Sand in jedem Fall. Das Licht wird schon leicht fahl, aber eine Düne nehmen wir noch, weil besser heute noch, mit warmem Motor. Und die nächste auch noch und noch eine… Bevor es dann endgültig aussieht, als würde das nie ein Ende nehmen, kommt so etwas wie eine Fata Morgana in Sicht! Eine Moschee mitten im sandigen Nix?!? Stop für heute, wir sind auch wirklich ausreichend ausgepowert. Nachdem wir den ganzen Tag über nur einem einzigen Auto begegnet sind, kommt hier auf einmal richtig Leben auf. Es gibt einen Brunnen und die Bedus fliegen mit ihren Landcruisern aus allen Himmelsrichtungen über die Dünen ran, um Wasser für die Kamele irgendwo im Nirgendwo abzuholen. Jeder fragt: „Habt Ihr alles, braucht Ihr was?“ Und fliegt mit Sandfontäne hintenraus wieder ab. Wüstenleben…

WÜSTE(N)TOUR

Und dann sind wir wieder raus aus der Wahiba, nach 3 Tagen und 300 km. Die Erfahrungen dieser Zeit sind unbezahlbar, wir sind schwer zufrieden! Mal Dünen rauf und runter, mal langgezogene Passagen mit weitem Horizont. Zwei Pick-Ups pro Tag, mehr kam nicht vorbei. "Unser" Desert Path war stellenweise kaum mehr erkennbar, aber da wir mit OsmAnd navigieren, Orientierung kein Problem. Dem Track strikt zu folgen, war ohnehin nicht immer möglich, wir mußten an sehr weichen Steilhängen eigene Umfahrungen finden und auch für Engstellen mit gewisser Schräglage bergauf zumindest Alternativen suchen. Die Sandbleche als Ultima Ratio sind nicht im Einsatz gewesen, alle Sperren freilich und die Schaufel, klar. Es gab Dünen, an denen wir mehrmals Anlauf nehmen, manchmal erst eine geeignete Stelle finden mußten, wo überhaupt Anlauf geht... uswusf. Würden wir das wieder tun? Ja, nein, vielleicht, nicht sofort jedenfalls.

Wir ziehen weiter in den Süden, ans Meer. Khor Shumayr ist unser nächster Halt, diesmal "nur" Strandsand unter den Rädern, und lassen die Seele baumeln. Ein Fischerboot kommt vorbei und wirft uns etwas von Fang des Tages rüber. Keine Gräten und Fleisch wie Kabeljau ...

YALLA. NACH SALALAH.

Wir behalten die Richtung bei und ziehen immer schön die wunderschöne Küste entlang auf der Muscat-Salalah-Coastal-Road. Hochgebirge mit beeindruckenden Abbruchkanten trifft direkt auf's Meer mit schneeweißem Sandstrand. Kokospalmen und Bananenplantagen… Die Küste entlang sind es gut 1.300 km von Muscat bis Salalah über weite Strecken durch nahezu unbewohnte, wüste Gegend. Das macht man nur, wenn es sich wirklich lohnt. Jetzt sind wir das zum wiederholten Mal gefahren und es hat sich wiederholt bestätigt: die Region Dhofar ist und bleibt ein Traumziel!

Während man eben noch am Meer parkt und die "Toyota-Fischer" bei der Arbeit beobachtet, steht man in kürzester Zeit plötzlich über den Wolken! Von jetzt auf gleich, von 0 auf 1.000m, in 30km. Man fährt sozusagen senkrecht rauf und runter.

SLOW MOTION & NO MOTION

Am Ende bleiben wir wesentlich länger im Süden des Oman als gedacht. Nicht daß wir bislang einen ganz konkreten Zeitplan verfolgt hätten, aber in Bewegung und umtriebig sind wir üblicherweise mehr. Dann hat allerdings das Wetter aufgefrischt, von drückender Hitze zu so richtig schön mitteleuropäisch sommerlich. Und es häuften sich die Hinweise, daß in Sachen Grenzen, Visaprozedere und Fährverbindungen in der Region Bewegung in die schon lange erhoffte Richtung aufkommt. Unser oberstes Ziel ist schlicht, das Auto diesmal nach Hause zu fahren, wenn es denn unter vernünftigen Bedingungen geht. Also haben wir kurzentschlossen die Fortbewegung eingestellt und die Zeit in Recherchen und Organisation gesteckt. Aber das möglichst an den schönsten Plätzen, die dieser Landstrich dem Genußreisenden zu bieten hat. Wadi Darbat zum Beispiel. Es ist Trockenzeit und die Farbe braun dominiert großflächig die Pflanzenwelt. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel und sorgen ausnahmsweise für Froschkonzerte vor der Haustür. Unser "Wasserloch" ist so allseits beliebt, es wird nie langweilig!

RICHTUNGSEWECHSEL

Irgendwann ist es dann wieder Zeit, sich in Bewegung und unseren neu gefaßten Plan in die Tat umzusetzen (dazu später mehr). Zurück gen Norden und Strecke machen ist angesagt. 1.300 km zurück nach Muscat, aber wir rasen natürlich nicht durch, sondern kommen immer wieder mit voller Absicht von der Straße ab und mit gutbestücktem Kühlschrank, vollem Wassertank und günstigen Wetteraussichten gerne auch spontan zum Stehen. Für ein paar Tage mit Strandleben von früh bis spät.

SCHWARZ & WEISS

Es geht immernoch weiter an der Küste des Arabischen Meeres entlang, aber nun in völlig anderer Szenerie. Am Ras Madrakah kommen wir vom weißen Sand direkt auf schwarze Vulkanerde, aber auch hier immer mit Meerblick. Zuweilen herrscht reger Verkehr auf dem Wasser. Nie hatten wir so viele traditionelle arabische Dhaus auf einmal im Blick! Am darauffolgenden Ort wiederum wirkt alles wie ausgestorben, wir übernachten in einem verlassenen Fischerhafen.

INS LANDESINNERE

Wir verlassen die Küste. Ziel ist nach wie vor Muscat, aber nun quer durchs Land, durch Wadis und über's Gebirge. Die Chancen stehen da gut für uns, auch endlich wieder unter Leute zu kommen. Aber in Sinaw, wo die Wüste in Gebirge übergeht, machen wir zuerst noch einmal in einem verlassenen Ort Station. Wie lange haben Menschen hier gelebt? Und wie lange dauert es, bis man ihre Spuren gar nicht mehr erkennen kann? Dann aber endlich wieder sattes Grün. Wir übernachten unter Dattel, Mango, Papaya, Banane… und fahren quer durch das Hajar-Gebirge weiter.

EINTAUCHEN IN TRADITIONEN

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort, in Bahla. Unversehens stecken wir mittendrin in einem Markttreiben, das sich scheinbar seit Generationen genau so zuträgt. Wir lassen uns richtig Zeit, um zu Fuß durch die Gassen der Oase zu schlendern, und dabei eine alte Töpferei zu entdecken. Handarbeit wird auch im Oman immer seltener, aber man findet noch welche von der echten Sorte, gottseidank!

DER URSPRÜNGLICHE OMAN

Noch einmal nehmen wir uns die Zeit für eine Besichtigungsrunde. In Al Hamra, inmitten einer riesigen Oase, gibt es mehrgeschossige Lehmhäuser zu bewundern. Das "Rote Dorf" existiert schon seit einigen hundert Jahren. Wie kann etwas, das derart vergänglich wirkt, so alt werden?! Und bevor wir dann den nächsten Abzweig zur Piste über das Hajar-Gebirge Richtung Küste nehmen, legen wir sogar noch einen Wandertag rund um Misfat Al Abryeen ein. Lagen die Oasen bislang langgestreckt im Flusstal, wachsen hier die Palmen malerisch auf Terrassen den Hang hinauf. Wir folgen den Bewässerungskanälen , marschieren stundenlang dem Wasser nach. Und dann ist wieder das Auto dran. Rauf geht's auf die Berghänge...

ÜBER DIE BERGE

Zwischen uns und Muscat liegt nun "nur" noch das Hajar-Felsengebirge. Das "Rückgrat" des Oman. Auch wenn die Strecke als Straße in der Karte steht, zwischen der einen und der anderen Bergtour liegt auch immer ein Fahrt durch's (Fluss-)Tal, mit Offroad-Passagen ist also durchgehend zu rechnen, somit reichlich Anstrengung für Mensch und Belastung für's Material. Aber es lohnt die Mühe, definitiv, insbesondere die traumhaften Übernachtungsplätze in der Höhe entschädigen voll und ganz. Aber so gerne wir das möchten, länger bleiben können wir nicht. Es geht rasch wieder abwärts. Ab diesem Zeitpunkt auch endlich vorwärts! Denn ein Plan für den Absprung von der Arabischen Halbinsel nach 2 Jahren coronabedingter Aufenthaltsverlängerung hat unterwegs Gestalt angenommen. Zwecks Orga fahren zurück in die Hauptstadt und dann nehmen wir hoffentlich wieder so richtig Fahrt auf.

WIR HABEN ENDLICH EINEN PLAN

Nach aktueller Lage führen theoretisch mehrere Wege nach Hause. Alle haben Für und Wider natürlich, die abgewogen gehören, wobei der Informationsgehalt offizieller Quellen ausgesprochen dünn ist und sich mehrheitlich auf Flugreisende konzentriert. Um Klarheit zu bekommen, welcher Landgrenzübergang für Drittstaatler mit eigenem Fahrzeug geöffnet ist und unter welchen Voraussetzungen, helfen ausschließlich Vernetzung und Kontakte vor Ort. Schiffsverbindungen entstehen gerade neu, nahezu konsequent mit getrenntem Transport von Fahrzeug und Passagieren, und da geht es nicht zuletzt um Verlässlichkeit und Vertrauen, wenn der Fahrzeugschlüssel ab- und das Auto einem vogelwilden Belader im Hafen übergeben werden muß. Das alles geht natürlich ins Geld, plus Fahrkilometer unter Berücksichtigung lokaler Spritpreise, Visabeschaffung und PCR-Testerei allenthalben ... Aber die Würfel sind für uns nun endlich gefallen! In Muscat warten Päckchen aus Deutschland und wieder die Werkstatt auf uns. Die vor ein paar Wochen bestellten Ersatzteile aus der Heimat sind da und können verbaut werden. Technisch gesehen sind wir somit klar für die bevorstehende Tour. Administrativ gesehen fehlt uns noch das nötige Iran-Visum, für das inzwischen ein völlig neues, offenbar langwieriges Prozedere gilt. Eine Geduldsprobe! Wir müssen solange in Schlagdistanz zu Muscat und der Iranischen Botschaft bleiben, hängen also vorerst in der Warteschleife.

WARTESCHLEIFE

Nachdem nun feststeht, dass wir die arabische Halbinsel bald verlassen werden, können wir keinen Strandparkplatz mehr auslassen. Wäre andernfalls grob fahrlässig und nebenbei bleibt man so völlig vom Großstadttrubel verschont, denn zumindest unter der Woche kann man sogar in direkter Hauptstadtnähe einen kompletten Strand für sich alleine haben. An den Wochenenden dagegen ... Schreck! Die ganze Stadt rückt aus mit Zelt und Flutlicht und Guter-Laune-Musik bis zum Anschlag und das gerne bis zum Morgengrauen. Also wer nachts schlafen will, muss dann weg von der Meute! Hinter einen Hügel zum Beispiel, auf eine nicht mehr genutzte Straße, wo es kein Funknetz gibt, dafür Mangroven-Blick und Stille... Aber dann sofort wieder zurück zum einsamen Strand. So einsam ist es da aber überraschenderweise gar nicht mehr, denn es taucht plötzlich sehr nette Gesellschaft aus der Heimat auftaucht. Claudia und Norbert mit Tobi als Reisemobil, ganz frisch auf Achse bis hierher vorgedrungen :o) Wann hatten wir die letzten Reisenden getroffen? Vor Ewigkeiten definitiv.

LAUTER LETZTE MALE

Es vergehen fast 2 Wochen. Wir checken immer wieder den Posteingang, kein Iran-Visum. Eine Agentur in Iran unterstützt uns inzwischen, es dauert und nichts kann mehr zusätzlich getan werden ... Dann endlich!!!  Die Visa sind da und jetzt ist Abschiednehmen angesagt. Alles in allem haben wir über die Zeit mehr als ein halbes Jahr im Oman verbracht und er ist uns wie kaum ein anderes Reiseland vertraut und nah inzwischen. Wir drehen eine letzte Runde durch Muscat, Atmosphäre aufsaugen. Unser letzter Übernachtungsplatz in der Hauptstadt liegt direkt neben der Sultan Qaboos Moschee, einem der schönsten Gotteshäuser, die wir kennen. Dann ein letzte Mal Parken mit Blick auf den Indischen Ozean. Ein letztes Mal Fischmarkt. Ein letztes Mal eintauchen in ein Wadi, wie es so typisch ist für Oman. Mit netten Begegnungen! Was wiederum auch ganz typisch Oman ist.

PANNENPECH

Ok, das allerletzte Wadi hätten wir vielleicht doch besser auslassen sollen. Diverse Wasserdurchfahrten ging alles prima, aber dann hat sich doch irgendwo ein fieses Stück Bruchgranit ins Negativprofil gebohrt! Zum ersten Mal, seit wir im LKW reisen, muß einer der Reservereifen ran... Wir können jetzt schon verraten, daß uns in Iran später genau dieser Reifen bei voller Fahrt um die Ohren fliegen wird.

EMIRATE VORAUS

Dann haben wir in Buraimi die Emirate wieder in Sichtweite! Der Grenzübertritt geht zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder ohne PCR-Test, auch wenn 3fach geimpft. Also Ergebnis abwarten und Zeit für Organisatorisches nutzen:
✔️ Schiff in den Iran für's Auto.
✔️ Flug parallel für uns.
✔️ Hotelzimmer, eins hüben eins drüben.
✔️ Nochmals PCR.
Und das alles bitte zeitlich stimmig, finanziell verträglich, maximal zuverlässig ... Schnauf!

AUF GEHT'S

Also dann, packen wir's an: Emirate, Iran, Türkei, Balkan, Bayern. Das ist der Plan! Im Frühjahr 2019 sind wir gestartet und über die Pamirroute auf der Arabischen Halbinsel gelandet. Jetzt, 3 Jahre später, kommt das Auto zurück in die Heimatgarage.

>>> Weiter geht es hier.